Lieferengpässe für Arzneimittel in Deutschland

Stand 01/2023

Veröffentlicht am 07. Februar 2023 | Durchschnittliche Lesedauer 01:46 Min.

Als „Zahl der Woche“ deklarierte das „Deutsche Ärzteblatt“ in der Ausgabe 4/2023 vom 27. Januar 2023 die Zahl 391. Was ist damit gemeint? Im Moment sind es 391 Medikamente, die aufgrund von Lieferengpässen nicht und oder nur verzögert in den Apotheken in Deutschland erhältlich sind. Schaut man vergleichsweise auf die vom „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukute“ zu diesem Thema veröffentlichten Zahlen der letzten Jahre, dann hat es solche Situationen immer wieder gegeben. Ein Höchststand von Lieferengpassmeldungen war im Jahr 2020 mit 543 nicht oder verzögert lieferbaren Medikamenten erreicht worden.

Wie wirkt sich ein Lieferengpass auf unsere hausärztliche Medizin aus?

„Ein Lieferengpass ist eine über voraussichtlich 2 Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann.“ Aufgrund dessen ist es für uns Ärztinnen und Ärzte in solchen 1 Fällen üblich, bei der Verschreibung von Arzneimitteln auf Alternativpräparate auszuweichen. Es kann daher passieren, dass Sie auf Ihrem Rezept einen anderen, scheinbar neuen Namen lesen - nicht unbedingt bedeutet dies, dass hier eine fehlerhafte Verschreibung vorliegt. Vielleicht handelt es sich ganz einfach um eine alternative Wahl eines Medikaments, da Ihr ursprüngliches Präparat gerade nicht unmittelbar erhältlich ist. Fragen Sie nach und lesen Sie im folgenden Text, was dahinter steckt.

Wie kommt es zu Lieferengpässen von Arzneimitteln?

Die Ursachen von Lieferengpässen sind vielfältig. Zusammenfassend kann man sagen, dass alle wesentlichen Eckpunkte der Arzneimittelherstellung und -auslieferung, von der Rohstofflieferung, über Problemherde in den Produktionsstätten (in den meisten Fällen im asiatischen Raum) bis hin zu Veränderungen in Unternehmensstrategien ursächlich dafür sein können. Auch Qualitätsprobleme können dahinter stecken. Im Moment spielt die gesamtwirtschaftliche Lage mit Inflation eine wesentliche Rolle und der damit einhergehende steigende Kostendruck in unserem Gesundheitswesen.

Kann es sein, dass ich mein Medikament gar nicht mehr bekomme?

Was bedeutet das für Einzelpersonen? In der Medizin haben wir sehr häufig die Möglichkeit auf Präparate verschiedenster Firmen zuzugreifen. Man unterscheidet bei der Rezeptieren von Arzneimitteln Wirkstoffnamen von Handelsnamen. Die Wirkstoffe bezeichnen das konkrete Medikament. Die Handelsnamen sind sozusagen die Spitznamen eines Medikaments, die jede Pharmafirma selbst dafür vergeben hat. Das bedeutet, der Inhalt ist der gleiche und der Name kann abweichend sein. Insofern bestehen zunächst therapeutische Alternativen für die Versorgung, indem man auf diese sogenannte Generika zurück greift. Damit kann zwar ein 2 Lieferengpass eines Medikaments, aber noch kein Versorgungsengpass vorliegen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten bestehen durch die Auswahl anderer, ähnlicher Medikamente, für die aufgrund der vorhandenen Vielfalt in der Regel ebenso viel Erfahrung in der Anwendung besteht. Eine adäquate medizinische Versorgung anhand von medizinischen Leitlinien ist also weiterhin möglich!

Für stets aktuelle Auskünfte und Fragen in diesem Zusammenhang stehen wir Ihnen in unserer Sprechstunde jederzeit zur Verfügung.

Ihr Team vom MVZ Renard & Kollegen

Autorin:

Dr. med. Charlotte Kinateder
Fachärztin für Allgemeinmedizin

Diese Blogbeiträge könten Sie auch interessieren...

Die Grippe ist keine Erkältung – lassen Sie sich impfen!

Weltalzheimertag

Chirotherapie