Zum Weltfrauentag am 8. März 2024

Frauen in Medizin: Chancen, Herausforderungen und der Weg zum Gleichberechtigung im Gesundheitswesen

Veröffentlicht am 08. März 2024 | Durchschnittliche Lesedauer 02:08 Min.

Am heutigen 8. März feiern wir - wie jedes Jahr seit 1911 - den Internationalen Frauentag, der sowohl Errungenschaften als auch Herausforderungen von Frauen weltweit hervorhebt. Der Tag dient dem gleichwertigen sichtbar Machen der Tätigkeiten, Fähigkeiten und Leistungen von Frauen, historisch und aktuell.

Frauen haben in der medizinischen Forschung und Innovation bedeutende Beiträge geleistet. Hier folgen einige Beispiele:

Marie Curie (1867-1934) erhielt als erste Frau einen Nobelpreis und wurde im Laufe ihres Lebens sogar zweifach mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, nämlich in Physik und Chemie. Sie entdeckte die Elemente Polonium und Radium und prägte mit ihrer Arbeit maßgeblich das Verständnis von Radioaktivität. Marie Curie war eine Pionierin in der Erforschung radioaktiver Substanzen und legte den Grundstein für die Entwicklung der nuklearen Medizin.

Barbara Askins (*1939) entwickelte eine Technik zur Verbesserung der Bildqualität von Röntgenaufnahmen. Durch ihre Arbeit mit digitalen Bildverarbeitungstechnologien hat sie dazu beigetragen, die Diagnosegenauigkeit in der medizinischen Bildgebung zu verbessern.

Die chinesische Pharmakologin Tu Youyou (*1930) erhielt 2015 den Nobelpreis für Physiologie für ihre Entdeckung des Wirkstoffs Artemisinin. Ihre Forschung hat dazu beigetragen, lebensrettende Behandlungen für Malaria zu entwickeln.

Frances Arnold (*1956), eine US-amerikanische Chemikerin, erhielt 2018 den Nobelpreis für Chemie. Sie gilt als Pionierin auf dem Gebiet der „gerichteten Evolution“ bei der Entwicklung neuer Proteine. Sie hat sind der Medizin innovative Ansätze zur Entwicklung von Enzymen entwickelt.

Die Biochemikerinnen Jennifer Doudna (*1964) und Emmanuelle Charpentier (*1968) wurden 2020 für ihre Entdeckung der CRISPR-Cas9-Genschere mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Technologie zur gezielten Genom-Editierung. Diese Entdeckung hat das Potenzial, die Behandlung von genetischen Krankheiten zu revolutionieren.

Die kanadische Wissenschaftlerin Helen Messier leistet in der heutigen Zeit innovative Fortschritte in der Krebsforschung. Durch ihre Arbeit können individualisierte und zielgenaue Therapien für Krebspatienten entwickelt werden.

Lou Salome (1861-1937) war eine bedeutende deutsche Schriftstellerin, Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin, die eng mit Sigmund Freud, Carl Jung und Friedrich Nietzsche zusammenarbeitete. Sie war eine Vorreiterin auf dem Gebiet der Psychoanalyse und war bekannt für ihre innovativen Ansätze in der Behandlung von psychischen Störungen. Lou Salome legte großen Wert darauf, Patientinnen und Patienten als individuelle Persönlichkeiten zu betrachten und sie in ihren inneren Konflikten und potenziellen Heilungsprozessen zu unterstützen. Durch ihre Arbeit trug sie maßgeblich zur Entwicklung der modernen Psychotherapie bei.

Clara Barton (1821-1912), eine Pionierin auf dem Gebiet der medizinischen Versorgung, gründete das Amerikanische Rote Kreuz und leistete während des Bürgerkriegs 1861-65 lebensrettende Arbeit für verletzte Soldaten. Sie führte innovative Maßnahmen in der Notfallhilfe und der medizinischen Akutversorgung ein.

Florence Nightingale (1820-1910) gilt als Begründerin der modernen Krankenpflege und setzte neue Standards in der Pflegepraxis. Sie betonte die Bedeutung von Hygiene und Pflege für die Genesung von Patientinnen und Patienten und trug maßgeblich zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung bei, indem sie die Ausbildung von Krankenschwestern reformierte.

Dorothea Dix (1802-1887) engagierte sich leidenschaftlich für die Reform des psychiatrischen Gesundheitssystems im 19. Jahrhundert. Sie setzte sich für menschenwürdige Behandlungsmethoden von psychisch Kranken ein und trug dazu bei, das Bewusstsein für psychische Gesundheit in der Gesellschaft zu stärken.

Margaret Sanger (1879-1966) war eine Vorreiterin der sexuellen Gesundheit und Familienplanungsbewegung. Sie kämpfte für den Zugang von Frauen zu Verhütungsmitteln und reproduktiver Gesundheitsversorgung und trug dazu bei, dass Frauen weltweit mehr Kontrolle über ihre reproduktive Gesundheit erlangten. Ihre Arbeit ebnete den Weg für Fortschritte in der Geschlechtergerechtigkeit und reproduktiven Rechte.

Diese Beispiele zeigen nur einen kleinen Ausschnitt des Beitrags von Frauen im medizinischen Bereich. Ihre Arbeit hat nicht nur das Verständnis von Krankheiten und Gesundheit vorangetrieben, sondern auch dazu beigetragen, lebensrettende Behandlungen und innovative Technologien zu entwickeln, die das Leben vieler Menschen weltweit verbessern.

In der heutigen Zeit leisten Frauen einen signifikanten Beitrag zur Gesundheitsversorgung. In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Frauen in medizinischen Berufen stetig erhöht. Laut Prognosen wird im Jahr 2024 der Anteil weiblicher Fachkräfte in medizinischen Berufen weltweit voraussichtlich bei über 60 Prozent liegen.

Trotz dieser positiven Entwicklung stehen Frauen in medizinischen Berufen immer noch vor vielfältigen Herausforderungen. Eine der drängendsten Fragen - insbesondere im pflegerischen Bereich - ist die Lohnungleichheit, die am „Equal Pay Day“ besonders hervorgehoben wird. Untersuchungen zeigen, dass Frauen in Gesundheitsberufen weltweit im Durchschnitt weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, unabhängig von Qualifikationen oder Arbeitsbelastung. Zusätzlich stehen Frauen in medizinischen Berufen auch vor Herausforderungen wie weiterhin bestehenden stereotypen Rollenerwartungen, Sexismus oder ungleichen Karrieremöglichkeiten, beispielsweise im Falle von beruflichen Pausen oder Teilzeitarbeit während der Familiengründung.

Der Weltfrauentag dient als Erinnerung daran, dass die Gleichstellung der Geschlechter ein wichtiger Bestandteil einer gerechten und inklusiven Gesellschaft ist. Im Gesundheitswesen ist es unerlässlich, dass Frauen die gleichen Rechte, Chancen und Anerkennung erhalten wie ihre männlichen Kollegen.

Unsere Praxisgemeinschaft ist ein Beispiel dafür, dass es in der heutigen Zeit funktionierende und modern gestaltete Modelle der Berufstätigkeit gibt, wo diese Aspekte eine Berücksichtigung finden.

Autorin:

Dr. med. Charlotte Kinateder
Fachärztin für Allgemeinmedizin

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