Der Antibiotika-Notstand: Eine Gefahr für die Gesundheit

Veröffentlicht am 08. Mai 2023 | Durchschnittliche Lesedauer 01:53 Min.

Antibiotika sind lebenswichtige Medikamente, die Bakterien bekämpfen und Infektionen verhindern oder heilen können. Doch in Deutschland werden sie immer knapper, vor allem für Kinder. Das hat gravierende Folgen für Patienten, Ärzte und Krankenhäuser.

Wie konnte es zu diesem Notstand kommen und was kann man dagegen tun?

Die Ursachen des Mangels

Der Mangel an Antibiotika hat mehrere Ursachen. Zum einen gibt es globale Lieferengpässe bei den Wirkstoffen, die aus Asien importiert werden. Dort kam es zu Produktionsausfällen, Qualitätsproblemen und Exportbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Zum anderen gibt es in Europa nur noch wenige Hersteller von Antibiotika, die den Markt beherrschen und wenig Anreize haben, in neue Produkte zu investieren. Die niedrigen Preise und die hohen regulatorischen Hürden machen die Produktion unattraktiv.

Ein weiterer Faktor ist der hohe Verbrauch von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin, der zu einer zunehmenden Resistenzbildung bei den Bakterien führt. Das bedeutet, dass die Medikamente ihre Wirkung verlieren und immer stärkere oder neue Antibiotika benötigt werden. Doch die Entwicklung neuer Antibiotika ist teuer, langwierig und riskant. Viele Pharmafirmen haben sich daher aus diesem Bereich zurückgezogen.

Die Folgen des Mangels

Der Mangel an Antibiotika hat ernste Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung. Es sind viele Patienten, vor allem Kinder, von einer unzureichenden oder verzögerten Behandlung betroffen. Das kann zu schweren Komplikationen oder sogar zum Tod führen. Auch sind die Ärzte und Apotheker mit einem enormen Mehraufwand konfrontiert, um alternative Medikamente zu finden oder selbst herzustellen. Das kostet Zeit, Geld und Ressourcen.

Außerdem leiden auch die Krankenhäuser unter dem Mangel an Antibiotika. Sie müssen sich auf dem internationalen Markt um knappe Medikamente bemühen oder Patienten in andere Kliniken verlegen. Das erhöht das Risiko von Infektionen im Krankenhaus und gefährdet die Versorgungssicherheit.

Mögliche Lösungen

Um den Mangel an Antibiotika zu beheben, sind mehrere Maßnahmen erforderlich. Auf der einen Seite muss die Produktion von Antibiotika in Europa gestärkt werden, um von asiatischen Lieferanten unabhängiger zu werden. Grundvoraussetzung dafür ist eine bessere Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten, eine höhere Transparenz über die Verfügbarkeit von Medikamenten und eine angemessene Vergütung für die Hersteller.

Auf der anderen Seite muss der Verbrauch von Antibiotika reduziert werden, um die Resistenzbildung zu vermeiden. Hier bedarf es einer besseren Aufklärung der Bevölkerung über den richtigen Einsatz von Antibiotika, eine strengere Verschreibungspraxis der Ärzte und eine konsequente Kontrolle der Tierhaltung.

Schließlich muss die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika gefördert werden, um für künftige Bedrohungen gerüstet zu sein. Hierzu braucht es eine stärkere Kooperation zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik, eine höhere öffentliche Finanzierung und Anreize für Innovationen. Der Mangel an Antibiotika ist ein ernstes Problem, das nicht ignoriert werden darf. Er gefährdet nicht nur die Gesundheit einzelner Patienten, sondern auch das gesamte Gesundheitssystem. Es ist daher dringend notwendig, dass alle Beteiligten gemeinsam nach Lösungen suchen und handeln.

Ihr Team vom MVZ Renard & Kollegen

Autor:

Dr. Christian Renard

Ärztlicher Leiter des MVZ
Facharzt für Allgemeinmedizin
(WBO Innere- und Allgemeinmedizin der BLÄK)
Betriebsmedizin, Diabetologe (DDG), Sportmedizin
Hypertensiologe (DHL)

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